Möglichst wenige Punkte erzielen und Tischweise vermeiden: Das ist die Taktik beim Molotow-Jass. Einzelspieler kommen beim Molotow-Jass voll auf ihre Kosten und Allianzen werden ohne Worte gebildet. Zudem wird niemand wütend, wenn ein «Fehler» begangen wird. Lesen Sie hier, wie der Molotow-Jass gespielt wird.
Wie wird der Molotow-Jass gespielt
Der Molotow-Jass kann mit 3 bis 6 Personen gespielt werden.
Ausgeben / Schreiber: Der Schreiber wird bestimmt und beginnt mit dem Austeilen der Karten. Bei vier Spieler erhält jeder Spieler neun Karten.
Ziel des Spiels: Beim Molotow Jass gewinnt derjenige Spieler, der nach 8 Runden am wenigsten Punkte erzielt hat.
Jassen: Jede Person spielt für sich auf eigene Rechnung. Zu Beginn jeder Runde wird Obenabe gespielt. Die Farbe muss gehalten werden, das heisst wenn Rose ausgespielt wird, müssen alle anderen ebenfalls eine Karte der Farbe Rose spielen. Der Spieler, welcher als erster nicht farben kann, bestimmt mit dieser ersten «nicht gehalten» Karte die Trumpffarbe (siehe Beispiel unten). Die nun bestimmte Trumpffarbe gilt für alle folgende Stiche.
Weisen aus den Handkarten: Weispunkte aus den Handkarten werden als Minuspunkte notiert. Stöcke können ebenfalls beim Ausspielen der zweiten Karte genannt und als Minuspunkte notiert werden. Stöckpunkte sind jedoch nur möglich, wenn der Spieler nach Bestimmen des Trumps noch in Besitz beider Stöck-Karten ist.
Tischweise: Wenn die für einen Stich gespielten Karten einen Weis ergeben (bspw. ein Dreiblatt oder Vierblatt) spricht man von einem «Tischweis». Liegt während des Jassens ein Weis auf dem Tisch, so erhält derjenige Spieler, der den Stich gemacht hat, die Weispunkte auf sein Konto dazugeschrieben (siehe Beispiel unten). Sprich Tischweise sollte man möglichst vermeiden.
Untertrumpfen: Untertrumpfen ist erlaubt. Aber nur, wenn man keine Karte in der ausgespielten Farbe hat.
Schreiben beim Molotow-Jass
Ein Schreiber wird zu Beginn des Spiels festgelegt. Dieser notiert im unteren Teil der Jasstafel fortlaufend die Tischweis (plus) und Weispunkte (minus) des laufenden Spiels. Nach einem Spiel wird der untere Teil ausgewischt. Im oberen Teil der Jasstafel werden am Ende der Runde die erspielten Kartenpunkte zusammen mit den Weispunkten aufgeschrieben bzw. zum vorherigen Resultat addiert. Als Tipp für vereinfachtes Schreiben und Rechnen empfehlen wir, nur die Zehnerzahlen der Punkte zu schreiben:
- Werden 52 Punkte erzielt = 5
- Werden 129 Punkte erzielt = 12
- Werden 5 Punkte erzielt = 0
Unten ein Beispiel, wie die Punkte mit ganzen Zahlen notiert werden können (je Spieler eine Spalte).
Strategien beim Molotow-Jass
Je mehr Punkte die Gegner machen, desto besser. Daher gilt es, den Gegnern viele Punkte zu «schmieren» und möglichst viele Tischweise zu generieren. Damit das Spiel spannend bleibt, bilden sich in diesem Spiel ohne Worte Jass-Allianzen, indem beispielsweise gemeinsam gegen den besten Spieler vorgegangen wird.
Ist der Trumpf noch nicht bestimmt, kann es sich lohnen, seine starke Farbe zu forcieren und wenn möglich Vorhand auszuspielen. So ist die Chance gross, dass jemand nicht leih halten kann und somit eine andere – und damit nicht die eigene starke Farbe – Trumpf wird.
Besteht das Risiko, dass man einen Stich einnehmen muss, sollte eine Karte gespielt werden, die einen Tischweis verhindert. Den oft sind es die (grossen) Tischweise, die ein Spiel entscheiden können.
Varianten bei und vom Molotow-Jass
Wie bei vielen Jassarten wird auch der Molotow überall in der Schweiz etwas anders gespielt. Es gibt kein richtig oder falsch. Wir als Betreiber vom Schweizer Jassverzeichnis haben uns für die obige Variante entschieden, welche uns persönlich am besten gefällt (welcher eigentlich ein Molotow nach «alten Regeln» ist oder teilweise als «Misère Molotow» bezeichnet wird).
Damit die Jassrunde nicht ins Wasser fällt, ist es wichtig, vor Spielbeginn die Regeln klar miteinander abzumachen. So werden beim Molotow oft folgende Varianten abgemacht:
- Keine Weispunkte: Es wird ohne Handkarten-Weise oder Tisch-Weise gespielt, lediglich die Stöcke dürfen als Minuspunkte geschrieben werden.
- Stöck beim Tischweis: Stöckpunkte bei einem Tisch-Weis werden als zusätzliche Pluspunkte notiert
- Anzahl Runden bestimmen: Die Anzahl Runden kann vereinbart werden. Oft werden zwischen 4 bis 16 Runden gespielt. Mehr als 16 Runden macht ein Spiel in der Regel zu lang.
Zudem gibt es noch die Variante, den Molotow mit Strichen zu spielen. Dieser «Strich-Molotow» geht wie folgt: Anstelle von Punkten werden Striche und Nuller geschrieben. Mit dieser Spielvariante kommen Taktiker voll auf ihre Kosten. Denn sämtliche Weispunkte zählen nicht, was den Glücksfaktor reduziert. Am Schluss des Spiels werden die Striche mit den Nuller verrechnet. Der Spieler mit den meisten Strichen gewinnt das Spiel. Zudem gilt:
- Der Spieler mit der höchsten und der Spieler mit der zweithöchsten Punktzahl erhalten je einen Punkt. Die anderen beiden je einen Nuller.
- Falls zwei Personen am Tisch die tiefste Punktzahl miteinander erzielen, dann erhält die Person mit den meisten Spielpunkten einen Strich und die Person mit den zweitmeisten Spielpunkten einen Nuller
- Falls zwei Personen am Tisch die höchste Punktzahl miteinander erzielen, dann erhält die Person mit den wenigsten Spielpunkten einen Strich und die Person mit den zweitwenigsten Spielpunkten einen Nuller.
- Erzielen drei Personen miteinander am wenigsten oder am meisten Spielpunkte, dann erhält niemand am Tisch Punkte.
- Erzielt jemand einen Match, erhält diese Person drei Striche und alle anderen je einen Nuller.
- Hat einen Person über 100 Punkte, aber keinen Match erzielt, erhält diese Person einen Nuller und alle anderen einen Strich.
Geschichtlicher Hintergrund
Molotow war ein russischer Politiker, welcher die Finnen im zweiten Weltkrieg belog. Er wollte einen Angriff verschleiern und informierte die Finnen in einer Radioansprache darüber, dass die russischen Bomber lediglich Brot für die Not leidende Bevölkerung abwerfen würden. Die Finnen nahmen die Streubomben mit schwarzem Humor und nannten sie «Molotow-Brotkörbe». Auf diese speziellen Brotkörbe erfanden die Finnen das passende Getränk dazu: den Molotow-Cocktail. Molotow-Cocktails sind selbst hergestellte Brandgranate, welche erfolgreich gegen die russischen Panzer eingesetzt wurden.
Das Schweizer Jassverzeichnis und auch der Verein molotowjass.ch geht davon aus, dass dieser Name für diesen besonderen Jass gewählt wurde, weil der Gegner geärgert werden kann indem man ihnen zu Punkten verhilft, die sie gar nicht wollen. Göpf Egg meint in einem Interview der Zeitschrift Zeitlupe, dass man bei Politiker Molotow auch nie wusste was er im Schilde führte und was nun kommen würde. Und beim Molotow-Jass wisse man eben auch nie, was schlussendlich Trumpf wird.
Molotow-Jass mit 3, 5 oder 6 Personen
Bei 3 Mitspieler erhalten alle 12 Karten.
Bei 5 Mitspieler erhalten alle 7 Karten. Die Karte «Eichel Sieben» oder «Schaufel Sieben» wird aus dem Spiel genommen.
Bei 6 Mitspieler erhalten alle 6 Karten.
Fazit zum Molotow-Jass
Oft wird der Molotow-Jass nicht gespielt, weil man annimmt, dass die Regeln zu kompliziert sind. Jedoch ist dem nicht so: Jeder der einen Schieber jassen kann, wird auch einen Molotow jassen können. Und es lohnt sich: Einmal gespielt, möchte man immer wieder Molotow jassen (Vorsicht: Suchtgefahr). Das Schweizer Jassverzeichnis empfiehlt allen Jassern und Jasserinnen , den Molotow-Jass auszuprobieren. Zudem müssen Sie nach einem Spiel niemandem Rechenschaft schulden: Den allfällige «Fehler» gehen nur auf die eigene Kappe.
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